Ein Austausch mit dem Brigitte-Sauzay-Programm des deutsch-französischen Jugendwerks.

Nach einem Monat in Montmorency, einem Vorort von Paris, kann ich Folgendes berichten:

Dass es hier ganz anders ist als in Deutschland, oder speziell im Allgäu, ist ja kein Wunder. Hier gibt es viele, viele Häuser, keine Felder und Wälder, dafür viele Zäune, Franzosen und eine gute Busverbindung.

An das Leben in Frankreich, oder schon eher als Französin, kann man sich auch gewöhnen.

Einen Stundenplan, der einen dazu verpflichtet, den ganzen Tag in der Schule zu verbringen, ein Baguette zu jeder Mahlzeit, (anderes Brot ist hier eine Seltenheit) und nach dem Mittag- und Abendessen gibt es - typisch französisch - Käse oder ein anderes Milchprodukt.

Stundenplan gross 04

Die französische Sprache ist so eine Sache. In der ersten Woche habe ich mir gedacht: "Was habe ich in all den Schuljahren gelernt?" Man kommt sich einfach nur hilflos vor, wenn man weder in der Lage ist, jemanden zu verstehen, noch von den anderen verstanden wird, wenn man versucht, etwas zu erklären. Aber nach und nach gewöhnt man sich daran und in der Zwischenzeit ist es fast kein Problem mehr zu verstehen, worüber gesprochen wird. Selber zu sprechen ist noch etwas schwieriger, aber auch das wird mit jedem Tag besser und einfacher.

Das Schulleben unterscheidet sich auch abgesehen von der Ganztagsschule sehr von Deutschland. Man muss z.B. vor dem Schulgelände eine bestimmte Öffnungszeit abwarten, bis man eingelassen wird. Dafür braucht man hier eine Schülerkarte. Ebenfalls muss man hier nach jeder Unterrichtsstunde das Klassenzimmer wechseln und man steht auch nicht auf, um die Lehrer zu begrüßen, welche hier nur mit „Madame“ und „Monsieur“ angesprochen werden. Der Unterricht ist hier so gestaltet, dass die Lehrkraft 60 Minuten lang etwas erzählt, dazu einen Tafelanschrieb macht und sich die Fragen selbst beantwortet.

Schule gross 03

Ebenfalls ist es sehr irritierend, dass hier Handys mehr oder weniger erlaubt sind. Im Gang, im Schulhof oder in der Kantine halten jeweils drei von vier Leuten ihr Handy in der Hand und auch einige Lehrer sehen gerne mal im Unterricht darauf.

Sonnenuntergang gross 01

In einer Gastfamilie zu leben ist keine große Umstellung. Ich kann meinen „Eltern“ und „Schwestern“ alles erzählen und sie behandeln mich wie ein ganz normales Familienmitglied. In den Faschingsferien sind wir zu den Großeltern nach Quiberon gefahren und auch dort war es so, als sei ich schon immer ein Enkelkind gewesen.

Wir machen auch nicht in jeder freien Minuten eine Aktion wie die Besichtigung des Louvre, des Arc de Triomphe oder sonst irgendeines berühmten Monuments. Bis jetzt haben wir nur das Wahrzeichen von Paris, den Eiffelturm, besichtigt, und als wir ganz oben in 280 Metern Höhe waren, habe ich gestaunt, wie groß diese Metropole ist, während mir meine Familie zu einigen Gebäuden etwas erklärt hat.

Eiffel gross 02

Normalerweise machen wir Alltägliches, wie uns gegenseitig bei den Hausaufgaben helfen, in diesen riesigen Supermärkten - in denen man von Fahrrad über Socken bis hin zum Gurkenglas alles bekommt - einkaufen oder einen gemeinsamen Spaziergang.

Mein Fazit zu meinem Schüleraustausch ist, dass es eine Bereicherung für das ganze Leben ist, auch wenn man die Heimat und alles Vertraute für einen langen Zeitraum hinter sich zurücklässt und es Tage gibt, an denen das Heimweh fast unerträglich ist. Aber ich kann es jedem nur weiter empfehlen, denn wenn man die Chance ergreifen kann, ein richtiges Abenteuer zu erleben, dann ist es meiner Meinung nach ein Aufenthalt im Ausland.

 

Viktoria Huber, Klasse 10b

 

Betreuung: OStRin K. Honold